Samstag, 29. September 2007

"Genuss-O-Meter" zeigt: auch Eltern genießen

"Wie viele Genussmomente gibt es für Sie?" Diese Frage stellte das BDSI Genuss-O-Meter 2007 über 1.000 Eltern mit Kindern im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren. Das Ergebnis fällt erfreulich aus: Mütter und Väter zeigen sich "sinnenfroh". Mehr als ein Drittel aller Befragten gönnt sich gleich mehrmals am Tag Genussmomente. Fast die Hälfte der Eltern genießt immerhin zwei- bis dreimal wöchentlich. 13 Prozent erleben pro Woche einen Genussmoment und nur 4 Prozent weniger als einen alle sieben Tage. "Das entspricht aktuellen Untersuchungen, nach denen sich die Deutschen vermehrt als lebenslustig definieren und ihr Dasein zunehmend positiv einordnen", erklärt Dr. Rainer Lutz, Psychologe und Genussforscher an der Philipps-Universität Marburg.

"Ein genussbejahendes Umfeld tut auch den Kindern gut. Eltern haben auch in puncto Genießen eine Vorbildfunktion. Besonders förderlich für die Entfaltung positiver Emotionen ist es, wenn sie sinnliche Erfahrungen zulassen."

Bei der genaueren Betrachtung der Ergebnisse fällt auf, dass die Häufigkeit der Genussmomente relativ unabhängig vom Einkommen und auch keine Frage des Bildungsstands ist. "Genuss besitzt durch alle Bildungs- und Einkommensschichten hindurch einen hohen Stellenwert", so Lutz, der mit dem Vorurteil aufräumt, dass Genießen nicht im Alltag stattfinden könnte: "Genuss ist täglich möglich", sagt der Forscher. "Jedem sind eine Reihe von Alltäglichkeiten geläufig, die er als genussvoll erlebt. Es ist schön, dass viele unserer Kinder durch alle Schichten hindurch in einem genussfreundlichen Umfeld aufwachsen."

Was können im Alltag Genussmomente sein? Für sie ist es morgens der frisch duftende und heiße Milchkaffee "on-the-go", den sie auf dem Weg ins Büro am Bahnhof mitnimmt und dann genüsslich im Zug schlürft. Dafür geht sie extra fünf Minuten früher aus dem Haus. Für ihn ist es der knackig-leckere Schokoriegel, den er sich als kleines Genießer-Highlight am Ende der Frühstückspause gönnt und der ihm beim "süßen Erleben" einen extra Entspannungsmoment ermöglicht. Sie genießt es, abends vor dem Schlafengehen mit den beiden Kindern noch in deren Lieblingsbuch zu schmökern, während er sich jeden Sonntag auf eine Stunde ausgelassenen Tobens mit seiner Tochter im Schwimmbad freut. "Es bedarf keiner außerordentlichen Ereignisse, damit Genuss erfahrbar wird. Besonders schöne Genüsse erwachsen aus mitmenschlichen Kontakten", sagt Lutz. Diese Erkenntnis ist übrigens eine von sieben goldenen Regeln der "Kleinen Schule des Genießens", die an der Marburger Philipps-Universität entwickelt wurde und die heute international Erfolge im therapeutischen Einsatz zeitigt.

Eine Regel der Genussschule besagt aber auch, dass Genießen Zeit braucht: "Ein emotionaler Zustand, insbesondere ein positiver, will entwickelt sein. Zeit muss man sich demnach nehmen, um sich einen Freiraum für Genuss zu schaffen." Wobei diese Extrazeit nicht in Stunden zu messen ist. Vielmehr geht es um das bewusste Erleben des Moments, und der kann auch nur wenige Minuten lang sein, so Lutz. Ergänzend tut "Entschleunigung" gut: Für die kleine Fantasiereise am Abend allein oder zusammen mit den Kindern, für den gemeinsamen Waldspaziergang am Morgen, für den Kaffeeklatsch unter Freundinnen und das gemeinsame Joggen mit dem Partner. Für all diese Dinge braucht es Muße und Ruhe - und etwas mehr Zeit.

Über die Befragung:

TNS Emnid hat im Juni 2007 1.017 Eltern mit Kindern im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren bundesweit telefonisch zum Thema "Genuss" befragt. Die Zielgruppe wurde ausgewählt, weil der Arbeitskreis Ernährung des BDSI ermitteln wollte, wie Genuss im Familienverbund gelebt und eingestuft wird. Der definierte Altersausschnitt für Kinder ergibt sich aus der Erkenntnis, dass die Kleinen in der Regel erst ab fünf Jahren in der Lage sind, Genuss klar zu artikulieren und über Genussempfindungen zu sprechen. Ab 13 Jahren beginnen sie sich jedoch im Rahmen der Pubertät aus dem Familienverbund zu lösen, in dem die dann Jugendlichen vor allem Gegenpositionen zu den elterlichen besetzen und somit eine zu ihren Eltern zunächst oft gegenläufig autarke Entwicklung nehmen.

Die vorliegende Veröffentlichung ist Teil zwei von drei Veröffentlichungen des BDSI Genuss-O-Meters 2007. Teil drei der Befragung wird im Oktober 2007 publiziert.

Material: BDSI

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